Die Westernlok „Steaming Mary“ 4054 von Playmobil ist eine wunderbare Lokomotive. Für mich ist sie die schönste, die Playmobil je herausgebracht hat.
Die Region um Colorado Springs erlebte ab 1860 einen Aufschwung dank der reichhaltigen Silber- und Goldfunde in den nahegelegenen Bergen von Silver City und Goldhill im Wilden Westen der USA.
In den folgenden Jahren trug auch der Ausbau der Playmobil Western-Eisenbahn und die dadurch geschaffene schnelle Verbindung zu den Metropolen maßgeblich zum wirtschaftlichen Aufschwung der Region bei.
Die Geschichte der „Steaming Mary“
Ab 1869 gab es durch die Fertigstellung der Transkontinentalen Eisenbahntrasse auch eine Verbindung bis an die Westküste der USA.
Das junge Städtchen wird 1871 gegründet und liegt am Ostrand des Gebirges Sierra Nevada, nicht weit entfernt vom Lakes Tahoe und unweit der Wüste von Nevada. Es ist anfangs trotz seinen nur etwa 500 Einwohnern die größte Stadt in der Region.
Die Westernlok „Steaming Mary“ der Pacific Railroad Company hält damals regelmäßig an der Western Station von Colorado Springs. Sie fährt das Silber- und Goldhaltige Erz ab. Ein weiterer Wirtschaftszweig der Stadt wird der Viehhandel. Die Western-Eisenbahn transportiert die Longhorn-Rinder von der Silver Ranch mit den Viehwagen in den Norden zur Weiterverarbeitung.
Heute ist die Steaming Mary – lange nach Ende der Erzförderung – ein begehrtes Sammlerobjekt unter den Playmobil-Lokomotiven.
Video: Westernlok fährt im Keller
Um die schöne Playmobil 4054 Westernlok auf der Fahrt durch unseren Keller mit euch zu teilen, habe ich davon ein Video gedreht. Im folgenden Video sind neben der roten Dampf-Lokomotive auch sämtliche Western-Waggons zu sehen, die von Playmobil herausgebracht wurden.
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Insgesamt zeigt dieses Video fünf unterschiedliche Zusammenstellungen von Zügen, darunter einen Viehtransport und einen reinen Personenzug. Bei Ihre Reise durch die Weiten unseres Kellers fährt die legendäre Dampflok auch an der Western Station von Colorado Springs vorbei.
Playmobil Westernlok mit Tender
Nach den Veröffentlichungen der ersten Eisenbahn Modelle hatte sich viele Jahre nichts im Bereich um die Playmobil Eisenbahn getan. Im Jahre 1988 wurde die Geschichte jedoch weitergeschrieben.
Rund um die Westernlok mit Tender „Steaming Mary“ 4054 der Pacific Railroad Eisenbahngesellschaft hielt eine ganze Produktpalette passend zur Eisenbahn Einzug in die schon sehr umfangreiche Western-Welt.
Die Playmobil Westernlok mit Tender „Steaming Mary“ gab es einzeln zu kaufen oder als Teil des großen Westernzug Sets mit der Produktnummer 4034, in dem neben der Western-Lokomotive auch noch zwei Waggons und ein Schienenoval enthalten sind.
Die Waggons sind ein Rungenwagen mit 14 Rungen, den es so einzeln nicht zu kaufen gab und ein Begleitwagen, auch „Caboose“ genannt. Der Antriebsmotor befindet sich im Tender und er ist stark genug, um etwa vier bis fünf Waggons zu ziehen.
Auf dem folgenden Bild habe ich die Szene auf der Originalverpackung nachgestellt.
Tipp: Wenn man unter jedem zweiten Waggon das Gewicht entfernt, sind auch bis zu zwei weitere Waggons möglich. Dann kommt der Elektromotor aber an seine Grenzen.
Das vollständige Westernzug-Set besteht aus 110 Einzelteilen, darunter fünf Playmobil Figuren und eine Kutsche. Die Figuren werden weiter untern in diesem Beitrag einzeln vorgestellt.
Das Design der „Steaming Mary“
Die Playmobil Westernlok ist den originalen Lokomotiven aus der Ära der amerikanischen „Steam Trains“ nachempfunden und war daher eine perfekte Erweiterung für die Themenwelt des Wilden Westen.
Das Vorbild für die „Steaming Mary“ könnte die Dampf-Lokomotive mit dem Namen „Leviathan“ gewesen sein. Die „Leviathan“ wiegt knapp 30 Tonnen, hat 60-Zoll-Zugräder und 16×24-Zoll-Zylinder. Die Westernlok wird mit Holz befeuert und erreichte eine Zugkraft von knapp 5 Tonnen.
Zudem ist für das betreiben der Westernlok Wasser erforderlich. Die Betankung erfolgt an einem Western-Wasserturm.
Diese Dampf-Lokomotive vom Typ 4-4-0 wurde im September 1868 in New York gebaut und im März 1869 von der Central Pacific Railroad Eisenbahngesellschaft in den Dienst gestellt.
Sie wurde entworfen um Personenwaggons zu ziehen und beim Bau der ersten transkontinentalen Eisenbahn helfen.
American Standard Dampflokomotive
Bis 1884 hatten etwa 60 Prozent aller amerikanischen Dampflokomotiven die Achsfolge 4-4-0 und wurden als „American Standard“ oder kurz „American“ bekannt.
Die Bezeichnung 4-4-0 beschreibt die Achsenfolge, also mit zwei vorderen Laufradsätzen und je einem Treib- bzw. Kuppelradsatz dahinter. Diese Bauweise gewährleistete, dass die Triebräder einen besseren Kontakt mit den Schienen hatten.
Den Erzählungen von Professor Mobilux nach während seines Besuchs auf der Silver Ranch musste die Western Eisenbahn gezogen von der „Steaming Mary“ auf der Fahrt von Colorado Springs in Richtung Westen schließlich eine Steigung hinauffahren, weshalb mit vollbeladenden Güterwaggons eine gute Bodenhaftung erforderlich war. Mobilux war besorgt, dass die Western Banditen um Joe Bonecrash den Westernzug mit dem Geldtransport auf diesem Streckenabschnitt überfallen, da der Zug nur sehr langsam fahren könne.
Die nordamerikanische Eisenbahn wurde weitgehend durch private Eisenbahngesellschaften entwickelt, wie die Playmobil Pacific Railroad Eisenbahngesellschaft.
Daher gibt es nur wenige staatlich genormte Baureihen. Die Hersteller haben bei der Entwicklung und Produktion von Dampfloks wenig Rücksicht auf ein konkretes Baureihen-Vorbild genommen, daher wurden alle amerikanischen Dampflokomotiven unter der jeweiligen Achsfolge eingeordnet.
Der Kuhfänger
An der Vorderseite befindet sich der typische weit vorstehende Kuhfänger „Cowcatcher“ amerikanischer Lokomotiven. Optional lässt sich am Kuhfänger der „Steaming Mary“ ein Rinderschädel befestigen. Erstmals wurde ein solcher Schienenräumer bei der US-amerikanischen Dampflokomotive „John Bull“ verwendet. Erfunden wurde der Kuhfänger von Charles Babbage.
Kuhfänger sind Vorrichtungen an Zügen, die Fremdkörper vor der Lokomotive von den Schienen beiseiteschieben. Sie werden verwendet, um Entgleisungen und Beschädigungen an der Lok oder an den nachfolgenden Waggons zu verhindern.
Leuchte an der Vorderseite
Typisch für die Westernloks mit Tender vom Typ der „Steaming Mary“ ist auch die spezielle Leuchte an der Vorderseite. Die frühen Lichter der Dampflokomotiven erzeugen nur einen schwachen Lichtkegel und beleuchten die vor der Lokomotive liegende Fahrstrecke nur schwach.
Sie dienen eher als Warnleuchten, um die Fahrtrichtung schon auf größere Distanz anzuzeigen. Außerhalb der Betriebszeiten werden die Lampen demontiert und in der Lampisterie, den Lampenräumen im Lokschuppen, gelagert.
Zugpersonal der Playmobil Western Eisenbahn
Auf den meisten Dampflokomotiven befindet sich das Führerhaus hinten auf dem Rahmen, direkt hinter der Feuerbüchse. Von dort wird sie von zwei Personen kontrolliert und gesteuert.
Des Weiteren fährt bei Personenzügen, aber vor allem auch bei Güterzügen weiteres Begleitpersonal mit. Zur Playmobil Westernlok 4054 gehören zwei Figuren, ein Lokführer und ein Schaffner.
Im „Großen Westernzugset 4034“ sind fünf Figuren und ein Pferd mit Einspänner-Kutsche enthalten. Weitere Figuren sind eine Western Lady in einem gelben Kleid, sowie ein Heizer und ein Techniker als Begleitpersonal.
Der Lokführer
Der Lokführer war sowohl mit der Westernlok 4054, aber auch mit dem großen Westernzugset 4034 zu bekommen. Er trägt einen dunkeln Overall und ein blaues Hemd, zudem hat er einen blonden bzw. gelben Vollbart. Des Weiteren gehört zu dieser Figur eine braune Kappe.
Der Lokführer hat seinen Platz auf der Seite, auf der sich Steuerung, Regler, Führerbremsventil und weitere Zusatzeinrichtungen befinden. Das ist bei den amerikanischen „Steam Trains“ im Wilden Westen üblicherweise rechts. Er steuert den Lauf der Lok und des Zuges und beobachtet von dort die Strecke und die Signale.
Der Heizer der „Steaming Mary“
Der Heizer trägt einen dunkelblauen Overall und ein graues Hemd und ist Teil des Betriebspersonals. Er ist für das Anfachen und Schüren des Feuers zuständig und übernimmt auch die Aufgaben des Kesselwärters.
Der Heizer sollte sich nicht vor körperlich schwerer, schmutzintensiver Arbeit unter wechselnden klimatischen Verhältnissen scheuen. Er verrichtet in der Regel eine körperlich anstrengende Arbeit, indem er Kohle aus dem Schlepptender auf den Rost schaufelt. In einer Schicht können mehrere Tonnen zusammenkommen. Wie gut, dass unsere Playmobil Eisenbahn mit Strom fährt.
Zudem ist der Heizer auch als Kesselwärter für den Wasserstand im Kessel der Westernlok mit Tender verantwortlich. Wichtigste Anzeigeinstrumente für die Arbeit des Heizers sind dabei das Kesseldruckmanometer und der Wasserstandsanzeiger.
Der Heizer einer Dampflokomotive ist dem Lokführer unterstellt. Während der Fahrt sowie beim Halt an Western-Bahnhöfen, wie z.B. in Colorado Springs oder in Riverdale, hat der Heizer regelmäßig die Aufgabe, die Strecke und den Zug von der Heizerseite aus zu beobachten.
Des Weiteren unterstützt er den Lokführer bei der Beobachtung von Signalen durch Meldungen und Bestätigungen. Der Sitz für den Heizer liegt auf der dem Lokführer gegenüberliegenden Seite des Führerhauses. Der Heizer mit dem grauen Hemd war ausschließlich mit dem Set 4034 zu erwerben.
Der Schaffner
Zu einem Westernzug gehörte auch ein Schaffner und Zugbegleiter. Er war für die Betreuung der Fahrgäste während der Fahrt und deren Abfertigung am Bahnsteig verantwortlich.In der Regel lief auch bei einem Western-Güterzug immer mindestens ein Personenwaggon mit. Zudem gehörte das Stellen der Weichen zu seinen Aufgaben.
Der Schaffner der Playmobil Westernbahn „Steaming Mary“ trägt ein blaues Jacket mit einem weißen Kragen und einer hohen blauen Mütze mit einer Hutkrempe.
Er ist wohlgenährt und hat einen dicken Bauch. Wahrscheinlich ist bei einem längeren Aufenthalten an einem Western-Bahnhof gern Gast im lokalen Saloon und genießt gutes Essen und guten Whisky.
Diese Playmobil-Figur gab es nur zusammen mit der Westernlok zu kaufen.
Bahnhofsvorsteher
Es gibt den Schaffner auch als schwarze Variante. Der Bahnhofsvorsteher der Western-Station Colorado Springs 3770 trägt einem schwarzen Anzug mit Silberbesatz.
Eine Neuauflage dieser Figur gab es mit dem Personenzug-Set 4005, das im Jahre 1995 herausgebracht wurde, sowie mit der RC-Nostalgiebahn aus dem Jahre 1997.
Techniker als Begleitpersonal
Das Begleitpersonal der Western Eisenbahn ist ein Zugtechniker, der dem Heizer sehr ähnlich ist.
Diese Figur trägt ebenfalls einen blauen Overall, hat einen Schnurrbart und trägt statt des grauen ein rotes Hemd. Der Techniker war auch zusammen mit dem Western-Wasserturm 3766 zu bekommen.
Die Techniker bzw. das Begleitpersonal des Güterzuges fährt im Begleitwagen, im englischen Caboose genannt, mit. Begleitwagen dienen dem Zugbegleitpersonal des Güterzuges als Aufenthalts- und Versorgungsraum.
Der Western Begleitwagen 4123 von Playmobil gibt es als Einzelset, außerdem ist dieser Bestandteil des Westernzugsets 4034.
Darüber hinaus dienen die Wagen als Lager für Werkzeuge und Ersatzteile, wie z.B. Lagerschalen für während der Fahrt heißgelaufene Achslager an den Güterwagen. Während der Fahrt kann vom Wagen aus der Lauf des Zuges überwacht werden.
Western Lady im langen gelben Kleid
Die Lady aus dem Westernzugset 4304 ist in einem gelben langen Kleid gekleidet und trägt dazu passende braune Lederschuhe. Als Accessoires trägt sie eine weiße Haube und einen blauen Schal. Dazu gehören eine rote Handtasche und ein schwarzer Regenschirm.
Diese Figur war einige Jahre später auch Bestandteil in zwei weiteren Sets, dem Blumenstand 5343 aus dem Jahre 1996 und dem Wohnzimmer 5316 aus 1999. Zu einem Güterzug ist diese Figur nicht wirklich passend, sondern eher als Fahrgast für den separat erhältlichen Western-Personenwagen 4120.
Heute ein begehrtes Sammlerstück
Nicht mehr im Laden erhältlich
Die Sets der Playmobil Western-Eisenbahn gibt es seit gut 20 Jahren nicht mehr regulär im Laden zu kaufen. Daher ist die Dampflok heute ein begehrtes Sammlerstück. Sie wird mittlerweile einzeln und vollständig mit OVP bei rund 250€ gehandelt, das Zugset ist vollständig mit OVP selten unter 500€ zu bekommen.
Im „Vedes Ratgeber 1987 für Spiel+Freizeit“ wurde die Lok als „Elektrische Westernlok mit Tender der Pacific-Railroad-Eisenbahngesellschaft mit 2 Mann Besatzung und Original-Kuhfänger“ für DM 159,- angeboten.
Auf Fehlteile achten
Du solltest beim Kauf darauf achten, dass auch alle Teile vorhanden sind. Fehlteile sind oft Figuren oder Teile der Figuren sowie die Lampe an der Einspännerkutsche. Bei der Western Caboose fehlen häufig der Schornstein vom Kamin oder Teile der Inneneinrichtung, wie z.B. der Wasserkessel.
Beim Niederbordwagen sind die 14 Rungen oft nicht vollständig oder es fehlen Bremsschuhe.
Bei der „Steaming Mary“ sind oft die Peilstangen abgebrochen oder sie fehlen ganz. Manchmal fehlt auch die Glocke oder sie wurde durch eine andere Glocke ersetzt.
Teile, die auf den ersten Blick kaum auffallen, sind später jedoch als Einzelteile schwer zu bekommen.
Manche Ersatzteile kann man beim Directservice von Playmobil nachbestellen. Einzelteile wie der Deckel vom Werkzeugkasten oder die Haltegriffe am Tender, die es nur bei diesen Sets gab, sind hingegen nur selten und zu sehr hohen Preisen zu bekommen.
Generell empfehle ich teure Playmobil Sets möglichst im vollständigen Zustand zu kaufen und sich die Westernlok sowie die Waggons vor dem Kauf möglichst genau anzuschauen.
Ich habe mich in der Vergangenheit schon ein paar Mal geärgert, weil fehlende Teile nicht zu beschaffen waren, oder der Nachkauf von Einzelteilen mit Geld und/oder Zeitaufwand verbunden war.
Schlepp-Tender-Lok als Westernzug
Bereits ein Jahr vor der Veröffentlichung der Steaming Mary gab es bereits eine Playmobil Western-Eisenbahn. Es war die Schlepptenderlok 4052 als Teil des Frachtzug Set 4031 „Steam Freight Train Set“ aus dem Jahre 1986, die als Western-Dampflok der Pennsylvania Railroad auf den Markt kam.
Dieses Eisenbahn-Set wurde in Deutschland jedoch nicht vertrieben und war ausschließlich für die britischen und amerikanischen Märkte bestimmt.
Neuauflage der Westernlok mit Tender „Steaming Mary“ als RC-Train Modell
Eine neue Playmobil Westernbahn als RC-Train wünschen sich bestimmt einige Playmobil-Eisenbahn Fans. Eventuell sogar mit einer anderen Lackierung oder einer leicht veränderten Optik.
Es ist meiner Meinung nach eher unwahrscheinlich, dass es nochmal eine Neuauflage der Westernlok mit Tender „Steaming Mary“ als Playmobil 4054 RC-Train geben wird. Für die meisten Kinderzimmer in der heutigen Zeit ist die Lok einfach zu groß.
Auf dem Bild oben habe ich mal die E-Lok aus dem Güterzugset 4010 zum Größenvergleich mit auf die Schiene gestellt. Um den RC-Train Motor samt Akku unter den Tender zu bekommen, wäre ein Umbau der Playmobil Western-Lok nötig.
Auch mit der 2. Generation von RC-Steuerungen (Set 5258) ist das eher unwahrscheinlich, da man den Antiebsmotor nicht einfach unter den Tender bekommt. Eine Neugestaltung des Tenders ist dafür Voraussetzung. Dazu ist die Anfertigung neuer Gussformen erforderlich, was zu höheren Produktionskosten bei Playmobil führt.
Eine RC-Westernbahn wird daher wohl nicht geben.